Kanada ist ein föderales Land und so verfügt es auch über einen gewachsenen Verbund des Gesundheitssystems der Provinzen und Territorien. Im Gegensatz zu den USA verfügt Kanada über ein recht gutes System von Krankenversicherungen. Die geringe Bevölkerungsdichte in ländlichen Regionen stellt ganz besondere Anforderungen an die Organisation der medizinischen Versorgung. In Ballungszentren das Gesundheitssystem aber sehr gut ausgebaut. Das System wird zum Teil staatlich, zum Teil privat finanziert. In der WHO-Rangordnung der Gesundheitssysteme nach „Attainment of Goals“ (Erfüllung der WHO-Kriterien) befindet sich Kanada auf Rang 7, Deutschland lediglich auf Rang 14. Allerdings liegen die Ausgaben für Privatpersonen in Kanada höher. Die kanadischen Bürger müssen neben der obligatorischen Krankenversicherung knapp ein Viertel der Kosten selbst tragen, darunter fallen vor allem die Zahngesundheit und Brillen.
Psychiatrische Behandlungen werden von der staatlichen Krankenversicherung übernommen, psychologische Behandlungen nicht. Insgesamt liegt der Anteil am Bruttoinlandsprodukt der Gesundheitsangaben (Stand 2013) in Kanada bei 10,2%, in Deutschland sind es zum Vergleich 11%.
Krankenversicherung für internationale Studierende
Auch für internationale Studierende gilt die allgemeine kanadische Versicherungspflicht. Die Konditionen für diese Versicherungen sind meist sehr gut, auch Vorsorgemaßnahmen werden in der Regel abgedeckt. Allerdings sind im Regelfall deine Zähne nicht mit versichert. Hier musst du selbst eine Versicherung abschließen. Am besten ist es, dies auch erst vor Ort zu tun. Teilweise haben Universitäten Kooperationen mit Versicherungen, so dass die Konditionen besser sind und die Beiträge geringer. Hinsichtlich psychologischer Betreuung deckt die Versicherung zwar die Kosten nicht ab. In der Regel bietet die Uni aber vergünstigte Angebote für Studierende an. Oft verfügen Universitäten ebenfalls über ein eigenes Gesundheitszentrum, in denen auch Studierende der Medizin mitarbeiten. Hier sind die Wartezeiten meist kurz, die Flexibilität ist höher als im Krankenhaus oder bei niedergelassenen Ärzten.
Die Versicherung in Kanada liegt normalerweise bei etwa 75 – 100 CAD pro Monat. Deine Beiträge zahlst du – je nach universitärem System – pro Semester oder Trimester. Du solltest dich gleich wenn du ankommst mit den Fristen vertraut machen, um keine Mahngebühren zahlen zu müssen. Meistens liegen diese bei einem Monat nach Semesterstart. Die meisten Universitäten bieten direkt auf ihrer Webseite für internationale Studierende detaillierte Informationen an.
Falls du Kanada signifikant vor Ende des Semesters oder Trimesters verlässt, kannst du meist auch einen Teil der Gebühren erlassen bekommen. Dazu musst du dein Rückflugticket vorweisen und bekommst einen Teil des Geldes erlassen. Am besten kümmerst du dich darum, bevor du deine Beiträge zahlst. Das erleichtert den administrativen Aufwand erheblich.
Versicherungspflicht in Deutschland und Kanada
Leider müssen diejenigen, die über 25 Jahre alt sind oder aus anderen Gründen in Deutschland Krankenversicherungsbeiträge zahlen müssen, doppelt versichert sein. Es ist nicht möglich, keine deutsche Krankenversicherung zu haben. Gleichzeitig können deutsche Staatsbürger ihre heimische Krankenversicherung nicht nach Kanada übertragen, wie dies etwa bei Franzosen für Quebec möglich ist. Falls du eine doppelte Staatsbürgerschaft besitzt solltest du dich informieren, ob die Provinz und das entsprechende Land einen bilateralen Vertrag ausgehandelt haben, der eine solche Übertragung. Wer Auslandsbafög bekommt kann auch auf Zuschüsse für die Krankenversicherung hoffen. Bei den meisten Stipendien ist dies aber leider nicht der Fall.
Zusätzlich Auslandskrankenversicherung
Trotzdem sollte man zusätzlich eine Auslandskrankenversicherung für Reisen abgeschlossen haben. Diese liegen meist bei 10 bis 20 Euro pro Jahr und decken Kosten für medizinische Versorgung ab, die z. B. auf einem Wochenend-Trip in die USA geleistet werden muss. Die gängigen Krankenversicherungen decken Reisen bis zu 6 Wochen ab und bezahlen auch Rücktransporte. Außerdem bist du so in der Übergangszeit versichert, in der das Semester noch nicht begonnen hat bzw. du die kanadische Krankenversicherung noch nicht gezahlt hast.
Viele Kreditkarten enthalten bereits eine solche Kurzzeitkrankenversicherung. Frag am besten bei deiner Bank nach oder suche dir, wenn du sowieso eine neue Kreditkarte für Kanada brauchst, einen Anbieter, der diese Zusatzleistung bereit hält.
Arzneimittel und Impfungen
Arzneimittel kosten etwa gleich viel wie in Deutschland. Standartmedikamente sind am besten in den Pharmacy-Abteilungen der Supermärkte zu bekommen. Eine Packung Aspirin (50 Stück) kostet etwa 6 CAD. In Geschäften, die sich auf Arzneimittel und Drogerieprodukte spezialisiert haben, wie z. B. Pharmacia, gibt es zusätzlich noch Apotheker, die rezeptpflichtige Medikamente in einem abgetrennten Bereich ausgeben. Teilweise können hier auch kleinere Untersuchungen durchgeführt werden oder Impfungen ausgegeben werden.
Wenn du Medikamente benötigst solltest du diese von zu Hause mitbringen oder dich vorher erkundigen, ob es ein kanadisches Pendant zum europäischen Produkt gibt Zudem solltest du Originalverpackung mit Beipackzettel mitführen, um die Einreise zu erleichtern. . Für bestimmte Medikamente ist ein ärztliches Attest notwendig. Detaillierte Auskünfte findest du beim Zentrum für Reisemedizin.
Es sind in der Regel keine speziellen Impfungen notwendig, die über das Hinaus gehen, was vom Robert-Koch-Zentrum für Deutschland empfohlen wird. Hier findest du eine Auflistung, welche Impfungen für Reisende von der Ständigen Impfkomission am Robert Koch-Institut empfohlen werden. Bei Reisen ins Landesinnere, Trekking und Wildnisaufenthalten sind zudem eine Auffrischung von Hepatitis B und Meningokokken A und B empfehlenswert. Nähere Informationen findest du hier.
Im Falle von neu auftretenden Probleme mit bestimmten Krankheiten und sich daraus ergebenden zusätzlichen Impfhinweisen findest du beim Auswärtigen Amt alle wichtigen Informationen.